Als die Menschheit grosswurde, drehte sich Arbeit um Nahrung: Sammeln, Jagen, später Landwirtschaft. Mit zunehmender Produktivität wurde der Gesellschaftsvertrag geschaffen, der bis heute gilt: Arbeit in anderen Bereichen im Tausch gegen Nahrung. Als Gesellschaft haben wir es in der Hand, was uns wie viel wert ist. So weit, so grundsätzlich.
In dieser Erzählung gehen allerdings jene Arbeiten verloren, die so selbstverständlich erledigt werden, dass sie oft nicht einmal als Arbeit ausgewiesen werden. Reproduktionsarbeit, Care-Arbeit, Reinigungsarbeit – diese Dinge haben gemein, dass sie in der Mehrheit von Frauen geleistet werden. Grösstenteils unbezahlt und ungesehen. Die direkt daraus abgeleiteten Berufe eint eine unanständige Bezahlung und harte Arbeitsbedingungen; zum Anforderungsprofil gehören traditionsgemäss Aufopferung und Selbstlosigkeit.
“Wir sind dankbar”, beteuern wir, beispielsweise durch Applaus an das Gesundheitspersonal. Dankbarkeit zahlt leider weder Rechnungen, noch bewahrt sie Menschen vor dem Burnout. Die neusten Umfragen zur Pflegeinitiative zeigen allerdings: Wir scheinen dies für einmal wirklich verstanden zu haben. Stand jetzt anerkennt eine gewaltige Mehrheit den Pflegenotstand und wünscht sich bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege.
Stimmen wir also am 28. November gemeinsam ja zur Pflegeinitiative – in Dankbarkeit, aber auch im Bewusstsein für den Anspruch des Pflegepersonals auf anständige Arbeitsbedingungen.
Nathan Diaz Zeugin, SP